
Seit jeher beschäftigt Menschen die Frage, warum sich Individuen verhalten, wie sie es tun. In Serien wie „Born to kill?“ wird beispielsweise der Frage auf den Grund gegangen, ob Mörder schon so geboren worden oder erst durch die Umwelt zu Mördern worden. Aber auch im Alltag, fernab von solchen Gräultaten beschäftigen uns Fragen wie
- Warum benimmt sich mein Kind/ Partner/ Freund so?
- Warum ist mein Kollege/ Chef/ Ex nur so ein …?
- Warum ziehen Jugendliche lautstark durch die Straßen?
- Warum geben Menschen Unsummen für bestimmte Konsumgüter aus?
Die große Herausforderung für uns ist, dass es oft nicht so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Deshalb schlussfolgern wir oft aus bestimmten Faktoren Dinge, die gar nicht stimmen müssen.
Einige Beispiele:
- Ein Kind weint im Supermarkt -> wir denken, weil es etwas will und seinen Willen mit lautem Geschrei durchsetzen möchte. Dabei zahnt das Kleine vielleicht, vermisst seine Mama oder hat andere Gründe zu weinen.
- Der Partner kommt genervt nach Hause -> wir denken es sei wegen uns und reagieren entsprechend, obwohl wir die Ursache der schlechten Laune gar nicht kennen. Womöglich hatte er/ sie Ärger auf Arbeit, mit dem er/ sie uns nicht belasten möchte.
- Ein potentieller Kunde/ Lieferannt ist arrogant und wirkt unnahbar -> wir denken er hat kein Interesse oder sei ein Unsymphat – dabei überspielt er vielleicht einfach nur Unsicherheit.
Bei der Analyse des Verhaltens anderer tätigen wir oft zwei Fehlannahmen:
- Wir beziehen das Verhalten des Anderen auf uns.
- Wir schließen vom Verhalten und Kontext auf die naheliegendste Ursache – ohne alle Faktoren mit einzubeziehen.
Ersteres geschieht wiederum meistens aus zwei Gründen: Entweder nehmen wir uns selbst zu wichtig oder wir haben ein geringes Selbstwertgefühl, woraus eine Art chronischer Angst entsteht.
Doch wovon wird das Verhalten anderer nun beeinflusst?
Der biopsychosoziale Absatz
Einen (in meinen Augen sehr gelungenen) Erklärungsversuch bieten die unterschiedlichen Analyseebenen des biopsychosozialen Ansatzes. Hierbei werden sowohl biologische, als auch psychologische und soziokulturelle Aspekte bei der Analyse von Verhalten und mentalen Prozessen berücksichtigt.
Biologische Einflüsse
wie beispielsweise
- Gene
- Gehirnmechanismen
- Hormone
Psychosoziale Einflüsse
wie beispielsweise
- emotionale Reaktionen
- Wahrnehmungsinterpretationen
- kognitive Verarbeitung
- erlernte Ängste
- erlernte Erwartungen
Soziokulturelle Einflüsse
wie beispielsweise
- andere Anwesende bzw. das soziale Umfeld
- Erwartungen von Gleichaltrigen, der Familie, Gesellschaft und Kultur
- Erwartungen einer Gruppe
- Rollenmodelle, die übernommen werden




Verhalten und mentale Prozesse einer Person
Fazit: es ist nicht immer so wie es scheint
Wie du an dem Schaubild eben gut erkennen kannst, gibt es verschiedene Aspekte, die das Verhalten von uns und anderen beeinflussen. Daher sind Fragen wie „Ist jemand als Mörder geboren?“ auch nicht einfach so mit „Ja!“ oder „Nein!“ zu beantworten. Viel mehr hängt es von Faktoren wie
- den Genen,
- dem Hormonhaushalt
- dem Erlebten und
- wie jemand es wahrgenommen hat
- bzw. was er daraus gelernt hat
- dem sozialen Umfeld und
- den Personen,
die in dem Moment des Handelns zusammenspielen.
Genau deshalb
- töten Kinder von Serienmördern nicht zwangsläufig Menschen
- rasten friedliebende Personen manchmal aus und tun schreckliche Dinge
- verlässt jemand „über Nacht“ sein altes Leben, wirft alles hin und bricht einfach aus
… um mal einige Beispiele zu nennen.
Also wenn du dich das nächste Mal fragst „Warum zum Teufel machst du das?“ schau dir so viele Aspekte wie möglich an, um eine möglichst sinnvolle Antwort zu finden.
Liebe Grüße,

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