Bevor ich beginne, möchte ich eines klar sagen: Das hier ist ein ganz persönlicher Erfahrungsbericht. Ich bin kein Arzt und kann nur beschreiben, wie ich selbst die letzten Tage erlebt habe. Schmerz, Heilung und Gefühle nach einer Zahn-OP sind bei jedem Menschen unterschiedlich – genauso wie die Entscheidung für oder gegen eine Prothese. Mein Ziel ist es nicht, jemandem etwas zu empfehlen, sondern einfach meine Reise zu teilen – mit all ihren Höhen und Tiefen.
Vorgeschichte: Mein verstecktes Lächeln
Ich habe mein Lächeln fast 20 Jahre lang versteckt. Nicht, weil ich ein grimmiger Mensch war – sondern weil ich mich für meine Zähne geschämt habe. Ich hatte nur noch wenige, zum Teil stark geschädigte Zähne im Oberkiefer, und jedes Lachen, jedes Foto, jedes offene Gespräch war für mich ein innerer Kraftakt.
Mit der Zeit habe ich mir ein Verhalten angeeignet, das viele vielleicht kennen: Lippen zusammenpressen beim Lächeln, die Hand vor den Mund beim Lachen, den Kopf leicht abwenden, wenn man sich unbeobachtet fühlt. Mein Lächeln wurde leise.
Die Angst war mein ständiger Begleiter 😥
Dazu kam ständig diese Angst. Nicht nur die Angst davor, dass jemand meine Zähne sieht – sondern die ganz praktische Angst beim Essen: Was, wenn beim Biss in ein Brötchen wieder ein Zahn bricht? Was, wenn jemand es sieht? Ich habe viele Lebensmittel gemieden, die nur den Hauch von „knusprig“ hatten. Ich habe verzichtet. Auf Genuss. Auf Freiheit. Auf unbeschwertes Lachen.
Besonders schlimm waren die Nächte. Ich hatte immer wieder Albträume, in denen mir die Zähne einfach ausfielen. In den Träumen war das oft plötzlich, fühlbar, sichtbar – und der Horror, dass es jeder sieht, saß mir tief im Nacken. Ich bin schweißgebadet aufgewacht und habe im Spiegel geprüft, ob noch alles da war. Selbst beim Essen hatte ich ständig das Bedürfnis, unauffällig mit der Zunge zu kontrollieren, ob noch alles „sitzt“. Diese Angst war mein ständiger Begleiter.
Ich wollte so nicht mehr weitermachen 🥺
Irgendwann wurde der Wunsch, endlich frei zu sein, größer als die Angst. Ich wollte nicht mehr in ständiger Alarmbereitschaft leben. Ich wollte lachen, ohne daran zu denken, wie es aussieht. Ich wollte ein Stück Lebensqualität zurück. Und auch wenn es ein schwerer Schritt war – ich habe mich für eine Vollprothese im Oberkiefer entschieden.
Ich schreibe diesen Bericht, weil ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin. Und weil ich mir gewünscht hätte, vor dem Eingriff ehrliche, liebevolle Erfahrungsberichte von anderen zu lesen. Vielleicht kann ich genau das für dich sein.
Egal, ob du gerade an dem Punkt stehst, dich zu entscheiden, oder schon mittendrin bist: Du bist nicht allein.
Ich bin naiv an die Sache herangegangen 😅
Wenn du jetzt denkst, dass ich riesige Angst vor dem Eingriff hatte – dann wäre das verständlich. Aber ganz ehrlich? Ich hatte keine. Nicht, weil ich besonders mutig war, sondern weil ich mich vorher kaum mit dem Thema beschäftigt habe. Ich hatte mich für die OP entschieden, einen Termin gemacht – fertig. Aber was das wirklich bedeutet, habe ich erst am Tag selbst so richtig realisiert.
Vielleicht war es eine Art Selbstschutz. Vielleicht wollte ich mich nicht verrückt machen. Vielleicht wollte ich einfach nur funktionieren. Aber diese „Angstlosigkeit“ war trügerisch, denn sie kam nicht aus innerer Ruhe, sondern aus Unwissenheit.
Als ich dann im Behandlungsraum saß, die Tür hinter mir zuging und die ersten Vorbereitungen getroffen wurden, war da plötzlich dieser Kloß im Hals. Ich wusste gar nicht mehr, ob ich hier richtig bin. Ob ich das wirklich will. Ob ich das wirklich durchdacht hatte. Und ehe ich mich versah, lag ich schon im Stuhl, bekam eine Decke, und dann ging es los.
Ich fühlte mich plötzlich fremd in meinem Körper
Was ich nicht bedacht hatte: Dass mein Spiegelbild sich danach völlig fremd anfühlen würde. Ich hatte irgendwie gedacht, dass
- ich nach der OP in den Spiegel schaue und einfach glücklich bin.
- alles schöner wird.
- ich lächle wie Julia Roberts und die Welt meinem Charme erliegt. 😅
Aber die Realität war erst einmal ein Schock.
Ich sah ganz anders aus und hatte das Gefühl, als wäre mein Mund zu klein für das, was jetzt darin steckte. Die Prothese fühlte sich riesig an. Schwer. Künstlich. Und meine Lippen wussten gar nicht, wie sie sich bewegen sollen. Ich konnte nicht normal sprechen, nicht lächeln, nicht schlucken. Übelkeit kletterte unentwegt in mir hoch. Alles war anders. Und ich war überfordert.
Ich bezeichnete mich selbst als „Frankensteins Tochter mit einem Vampirgebiss“ – halb lachend, halb verzweifelt. 😩💔 Ich habe den Spiegel einerseits gemieden, weil ich den Anblick nicht ertragen konnte. Andererseits stand ich immer wieder davor, zwang mich zu lächeln, versuchte zu üben. Ich wollte mich wiederfinden. Ich wollte mich nicht verlieren.
Was ich lernen musste: Es ist okay, wenn man sich überrollt fühlt. Wenn man zweifelt. Wenn man nicht sofort glücklich ist. Das bedeutet nicht, dass es die falsche Entscheidung war. Es bedeutet nur, dass man ein Mensch ist. Und dass Veränderung manchmal Zeit braucht. 🥺
Die ersten Tage danach – Schmerzen, Fremdkörpergefühl, starke Emotionen 💔
Die ersten Tage nach der OP fühlen sich an wie ein Marathon, für den man nicht trainiert hat. Mein Gesicht war geschwollen, mein Kiefer überfordert, meine Gedanken wie in Watte gepackt. Und mittendrin dieses Ding im Mund: groß, hart, kalt. Es war, als wäre mein ganzer Gaumen belegt – nicht mit einem Belag, sondern mit einem Fremdkörper, der sich anfangs wie eine Mischung aus Betonschale und Vampirgebiss anfühlte.
Ich hatte Glück, dass die Schmerzen selbst erträglich waren. Aber das Gefühl von Druck, die ständige Übelkeit, der Wunsch, das Ding einfach rauszunehmen, die Sorge nie wieder richtig sprechen zu können – all das hat mich emotional wirklich mitgenommen. Essen war kaum möglich. Ich habe in der ersten Woche hauptsächlich Flüssig- und Breißpeisen zu mir genommen. Kauen? Undenkbar. Und die Angst, dass Speisereste unter die Prothese rutschen und sich dort etwas „festsetzt“, war mein ständiger Begleiter.
Auch das Sprechen war eine echte Herausforderung. Ich klang wie jemand, der versucht, mit einem Bonbon im Mund ein Gedicht vorzutragen. Die Zischlaute machten mich wahnsinnig. „S“, „Sch“, „Z“ – es war, als wäre mein Mund nicht mehr meiner. Meine Oberlippe war so steif, dass sie sich wie betäubt anfühlte. Ich wusste nicht mehr, wie man richtig lächelt, geschweige denn, wie ich normal klinge.
Die Scham war wieder da 🥹
Und dann war da die Scham. Scham darüber, mit unter 40 schon eine Vollprothese zu tragen. Scham, weil ich nicht wusste, wie ich lächle. Scham, weil ich mich so anders fühlte. Und gleichzeitig der Wunsch, dass es bitte einfach schnell besser wird.
Es war ein Wechselbad aus Hoffnung und Verzweiflung. Ein Moment war ich stolz, dass ich etwas gegessen hatte. Im nächsten Moment lag ich im Bett, durchgefroren und mit Tränen in den Augen, weil ich mich fremd fühlte in meinem eigenen Gesicht.
Aber auch das gehört dazu. Diese Tage sind Teil der Heilung. Teil der Eingewöhnung. Teil des Neuanfangs. Und jeder einzelne Tag bringt mich meinem neuen Lächeln ein Stück näher. 🤗
Wie es heute ist – kleine Fortschritte, Hoffnung und neue Perspektiven ✨🍀
Heute ist Tag 5 nach der OP. Und obwohl sich vieles noch fremd anfühlt, merke ich: Es wird besser. Langsam. In kleinen Schritten. Aber besser. ❤️
Gisela und ich, wir sind zwar noch keine besten Freundinnen. Aber wir kommen klar.
Ich habe beschlossen, meiner Prothese einen Namen zu geben. Sie heißt jetzt Gisela. Ja, ganz genau: wie Gisela von Horst Schlemmer. In einem seiner Videos sagt er sinngemäß: „Sind die Zähne erst mal raus, hat die Zunge freien Lauf.“ Und irgendwie hat mich das zum Schmunzeln gebracht. Vielleicht macht es das leichter. Vielleicht hilft es mir, mich nicht gegen sie zu stellen, sondern sie als Teil meines Alltags anzunehmen.
Ich habe mich meinen Mann ohne Prothese gezeigt 🙈
Ein großer Schritt war auch, dass ich mich heute zum ersten Mal meinem Mann ohne Prothese gezeigt habe. Es war mir wahnsinnig unangenehm.
- Ich hatte Angst vor dem Moment.
- Angst, dass er sich erschreckt.
- Dass ich mich schäme.
- Dass ich komisch aussehe.
Aber ich wollte nicht, dass dieser Moment irgendwann ungewollt passiert. Ich wollte selbst entscheiden, wie und wann.
Also habe ich mich überwunden. Und weißt du was? Es war okay. Er hat liebevoll reagiert. Wir haben zusammen darüber gelacht, Witze gemacht – und ich habe gemerkt, dass ich mich nicht verstecken muss. Dass meine Angst größer war als die Realität. Das tat so gut. 🥺❤️
Meine bisherigen Fortschritte 🚀
Inzwischen kann ich wieder ein paar Worte klarer sprechen und kleine, weiche Speisen essen. Und manchmal lächle ich mich sogar im Spiegel sogar an – auch wenn es sich noch ungewohnt anfühlt. Aber hey: Ich arbeite daran – jeden Tag. 😁
Meine Nachricht an dich 💌
Wenn du diesen Text bis hierhin gelesen hast, dann danke ich dir. Von Herzen.
Vielleicht hast du selbst so eine OP vor dir. Vielleicht hast du sie hinter dir. Vielleicht trägst du eine ähnliche Geschichte in dir – mit Scham, mit Hoffnung, mit Sehnsucht nach einem echten Lächeln.
Ich möchte dir sagen 💖:
- Du bist nicht allein.
- Und du bist nicht weniger wert, nur weil du eine Prothese trägst.
- Du bist nicht zu jung. Nicht zu spät dran. Nicht „selbst schuld“. Du bist ein Mensch auf einer Reise – und diese Reise ist mutig. 💖
- Es ist okay, wenn du Angst hast.
- Es ist okay, wenn du weinst.
- Es ist okay, wenn du dich fremd fühlst.
Aber bitte vergiss dabei nie: Du hast etwas geschafft, was viele Menschen niemals nachvollziehen können. Du hast dich für dich entschieden. Für dein Lächeln. Für dein Wohlbefinden. Für deine Lebensqualität. Und das ist etwas Großes. 🕊️
Vielleicht fühlt es sich gerade schwer an.
Vielleicht wie ein Rückschritt, nicht wie ein Fortschritt. Aber Veränderung braucht Zeit. Und du darfst dir diese Zeit nehmen.
Wenn du magst, speichere meinen Text und wenn du dich verloren fühlst, lies ihn noch einmal. Und denk daran: Irgendwo da draußen sitzt eine andere Frau, die auch mal gedacht hat, sie packt das nicht. Und heute schreibt sie dir diese Zeilen.
Du wirst wieder lachen. 🥰
Und wenn du es tust, dann wird es aus tiefstem Herzen kommen.
Mit deinem neuen Lächeln.
Mit deiner neuen Freiheit.
Und vielleicht sogar mit deiner eigenen kleinen Gisela. 😄
Alles Liebe,
dein Einhörnchen 🦄